2016/10/21: Regen, Regen, Regen… Und Pakete.

Heute vormittag hatte ich so’n bisschen den „After-Besuchs-Blues“ und überhaupt war ich ziemlich ko. Ich bin körperlich immer noch nicht wieder richtig aufm Damm, hing zuhause herum und genoss die Stille. Ich war alleine, niemand bohrte… Schön war das.

Ich ging also auch nicht zum Supermarkt, um etwas abzuholen, das ich bestellte hatte. Dabei hatte ich aus Versehen „Convenient Pickups Location“ ausgewählt. Zwar hatte ich schon verstanden, dass die der Supermarkt gegenüber ist – aber der ist groß mit Unterlädchen. „Das wird ein Spaß. Also für euch.“ twitterte ich gestern noch. Und: „Eigentlich hab ich das nur angeklickt, um an ’ne neue bizarre Story für euch zu kommen.“

Anstatt da morgens alleine hinzugehen, wollte ich das mit Felix zusammen nach dem Kindergarten machen. Beide Sendungen enthielten Sachen für ihn und da er schon nicht mit mir in einen Laden „musste“, sondern alles bequem online aussuchen konnte, fand ich, dass er da auch mal was für tun kann.

Naja, genau genommen, hatte ich da gar nicht so genau drüber nachgedacht. Aber ich achte tatsächlich drauf, dass er ab und zu bei sowas Alltäglichem dabei ist, was nicht unbedingt total Spaß macht. Man tendiert ja doch dazu, Einkaufen und sowas zu erledigen, wenn das Kind im Kindergarten oder mit Papa zuhause ist oder so und das finde ich schwierig.

Es hatte den ganzen Tag schon geregnet und die Wolken hingen tief. Obwohl die Taifun Season vorbei ist, gibt es immer noch welche und wir bekommen die Ausläufer davon mit. Wie immer will ich gar nicht wissen, wie das im Inneren dieser gebiete aussieht, denn die Wassermassen, die heute wieder herunterkamen, waren einfach unglaublich. Hier habe ich eine völlig neue Ausmaße von „Regen“ kennengelernt, aber heute… Also ich glaube, heute war es so extrem wie noch nie. Glücklicherweise begann das erst am späteren Nachmittag, als wir schon wieder zuhause waren.

Doch zurück zu den Paketen: Morgens hatte ich eine Mail bekommen, dass mein zweites Päckchen auch angekommen ist und ich dachte mir so, ha, hat es sich doch gelohnt, dass ich nicht am frühen Morgen schon losgezogen bin und noch gewartet habe. Dann muss ich nur einmal suchen, Whohooo!

Als wir aus dem Kindergarten kamen, regnete es. Der Fahrer setzte uns direkt vor dem chinesischen Supermarkt ab und dann balancierten wir erstmal durch diverse Pfützen und an Ständen vorbei, denn auf dem Vorplatz haben die gerade so Food-Stände aufgebaut. Das machen die ab und zu schon mal und ich hasse das. Denn dort es riecht es nicht – es stinkt. Sorry.

Ich grübelte, ob der angegebene Name in der Benachrichtigungsmail sowie das große Schild wirklich den Supermarkt benennen. Direkt daneben kann man nämlich auch über eine Treppe in die erste Etage gelangen, in der sich ganz viele kleine Shops befinden. Ein kleiner typischer „Blumenmarkt“ sozusagen, wo man so ziemlich alles außer Blumen bekommt. Meine eh schon sehr mangelhafte Begeisterung schrumpfte immer mehr und ich verfluchte ein wenig, dass ich Felix mitgenommen hatte. Mit Kind (also mit meinem zumindest) dauern alle Wege nämlich mindestens doppelt so lang und besagte Treppe ist steil, super rutschig und hat kein Geländer. In China denken sich viele nämlich, man kann ja mal Fliesen verlegen, Völlig Wurst, ob die überhaupt für den Einsatzzweck geeignet sind oder nicht. Dann kann das nämlich schon mal vorkommen, dass an der Uferpromenade – oder eben auf einer Treppe – welche verlegt werden, die bei einem Tropfen Flüssigkeit so rutschig werden, dass man darauf Eislaufen könnte. Und hier regnet es ja weder selten, noch nur ein paar Tropfen.

Anstatt da weiter drüber nachzudenken, versuchten wir es erstmal im Supermarkt. Da gibt’s nun vorne einen Coffee Shop (oder sowas), da wo früher ein Handyladen war. Außerdem eine Apotheke, ein Schuhgeschäft, einen Laden für Tabak, einen für Tee und einen für Brillen. Felix sah einen Polizisten in die Apotheke gehen und war sehr besorgt, ob der denn nun krank sei. Denn da könne er ja gar nicht die Diebe fangen. Penny aus „Feuerwehrmann Sam“ ist in einer Hörspielfolge nämlich krank und kann dann gar nicht richtig arbeiten und versucht es trotzdem. Habt ihr nicht verstanden? Egal. Herzlich willkommen im Kopf eines bald Vierjährigen. ;)

Besagtes Kind hatte übrigens gar keine Lust auf den Laden und alleine der Gedanke an seine Bestellungen motivierten ihn.

Die Tabakecke neben dem Eingang zum eigentlichen Supermarkt hat nun eine Theke und dahinter unter anderem ein kleines Regal, in dem Pakete liegen. Das ist neu. Ich atmete ein wenig auf und nachdem sich die Frau dahinter auch tatsächlich angesprochen fühlte, zeigte ich ihr die Mail mit den Infos, die ich vorzeigen sollte.

Sie schlug ein ordentlich geführtes Buch auf und ich war ein bisschen begeistert, wie systematisch das war. Eine ordentlich geführte handschriftliche Liste habe ich hier bisher noch nie gesehen. Es war ziemlich einfach, meine Infos zu finden, weil die ganze A4-Doppelseite voller chinesischer Schriftzeichen und Nummern war und nur ein einziger Name in lateinischen Buchstaben vermerkt war. Der war auch noch meiner. Hurra!

Jetzt hatte ich aber zwei Sachen bestellt und extra auf beide Bestätigungsmails gewartet, damit ich nur einmal gehen muss.

Ich sagte auf Chinesisch mehrfach „zwei Mal“ und hob zwei Finger in die Luft. Mein Name stand da aber nur ein Mal.

Tja.

Das wäre ja auch alles zu einfach gewesen. Sie sah sich also meine Mail an. Und die dazugehörige SMS. Und die andere Mail. Die andere SMS fand ich nicht, aber ich war mir auch nicht ganz sicher, ob die eine überhaupt zu diesem Auftrag gehörte oder zu was anderem. Außerdem werden SMS auf meinem Handy immer ganz komisch automatisch sortiert und ich verstehe das System nicht.

Jetzt sind die in dem Supermarkt echt nett und serviceorientiert. Nach und nach rotteten sich also fünf (!) Leute zusammen, tippten auf meinem Handy herum, gestikulierten, sahen immer und immer wieder in dieses Heft und diskutierten wild hin und her.

Ich bin ja so ein bisschen eigen, was mein Smartphone angeht und kann es gar nicht leiden, wenn andere Leute darauf herumpatschen, aber… Man wollte mir ja nur helfen. Und aufgrund meiner wenigen Chinesischkenntnisse und dem ungeduldigen Kind, das immer wieder auf Wanderschaft ging, ließ ich sie gewähren und atmete.

Zwischendurch wollte ich schon über die Theke springen und einfach selbst die Pakete durchsehen. Es ist ja nicht so, als wäre das ein riesiges Lager gewesen, da waren nur zwei Regalbretter mit ein paar Päckchen und da sich hier eh keiner um Privatsphäre kümmert… Nun denn.

Um das Rätsel zu lösen, hätte ich auch auf der Webseite des Anbieters nachsehen können, aber ich hatte – wie meistens in diesem Supermarkt – kaum Empfang. Grmpf.

Irgendwann stellte sich dann heraus, dass ich zwar zwei Mails bekommen hatte, aber tatsächlich nur eine SMS. Und zwar, weil… Na? Bisher nur ein Päckchen angekommen war. Mail Nummer zwei war anscheinend nämlich nur eine Erinnerung, dass ich nicht vergesse, dass ich da noch was abholen muss. WENN MAN DONNERSTAGS EINE MAIL BEKOMMT, DAS MAN WAS ABHOLEN KANN UND DAS FREITAGSMORGENS NOCH NICHT ERLEDIGT HAT, KANN MAN JA AUCH NOCH MAL DARAN ERINNERN.

Aaaaaaaaaaaaaaaah.

Ich muss jetzt nicht wirklich erwähnen, dass in dem Päckchen, das zuerst ankam, nur eine eher unwichtige Sache drin war und das interessante Objekt noch unterwegs ist?

Naja. Dann morgen oder so halt nochmal.

Und auch ansonsten war der Tag eher geht so, aber das erzähle ich euch vielleicht ein andern Mal. Die Ayi und der Fahrer treiben mich nämlich abwechselnd in den Wahnsinn.

Viele Grüße aus Shanghai,
Mareike

4 Gedanken zu “2016/10/21: Regen, Regen, Regen… Und Pakete.

  1. Hihi – so unähnlich sind sich Polen und China wohl nicht😉! Ich warte auch gerade auf Päckchen aus Deutschland und das erste wurde nicht zugestellt, weil die Adresse nicht korrekt war. War sie aber doch. Und der jeweilige Abholpunkt ist nicht immer der gleiche. Übrigens – jedenfalls im Winter ist die Airquality hier auch ein Expat-Thema, da hier noch so viel mit Öfen geheizt wird. Musste gleich an Dich denken😉.

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    • Ich hatte in Deutschland schon mal sowas ähnliches. Da liefern verschiedene Paketdienste dann an Kioske oder Blumenläden oder Tankstellen oder… Und wenn man man Glück hat, dann alle an verschiedene. Oder eben den Blumenladen, der nur bis 18:30 Uhr gönnet hat. -.-

      Diese Sache mit der Air Quality beschäftigt mich mittlerweile immer mehr. Meine Eltern haben auch gesagt, dass in ihrer Reihenaussiedlung mittlerweile so viele einen Kamin haben, in dem alles möglich e verfeuert wird, auch Europaletten, das ist ja total verboten – zu Recht. Und so riecht das dann oft auch.

      Es gibt so viele Länder mit großen Problemen, aber die sind einfach nie in den Medien. Da muss ich unbedingt mal drüber bloggen, aber ich finde keinen guten Anfang.

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  2. Ja, hier liegt es wohl auch daran, dass alles mögliche verfeuert wird. Allerdings sollen die Hausbesitzer, die nur mit Feuer heizen wohl in den nächsten Jahren gezwungen werden, auf andere Heizarten zu wechseln. Ich weiß nur nicht, wie dass in einem Land funktionieren soll, in dem der monatliche Mindestlohn keine 500 € beträgt und das Durchschnittseinkommen keine 1000€, die meisten Produkte aber fast genauso teuer sind wie in Deutschland. Die Menschen können sich eine Umrüstung einfach so nicht leisten…
    Aber im Sommer ist die Luftqualität hier in Ordnung.

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