Anekdote #36: Herbst und H&M

Tari-tara, der Herbst ist da. Es ist zwar mit 17 Grad schon ein bisschen kühl geworden, aber für die dicken Winterjacken, die einige Chinesen – und besonders die chinesischen Kinder – schon tragen (müssen), nun auch noch ein bisschen warm. Aber das kenne ich ja schon.

Wie dem auch sei, da es abends schon mal ein wenig auskühlt, haben wir die Klimaanlage von „kalt“ auf „warm“ umgestellt. Wir heizen ja auch damit. Was hier nicht ungewöhnlich ist. Und eher suboptimal. Die hängt nämlich unter der Decke und warme Luft steigt bekanntlich nach oben. Die Nachbarn über uns haben also eine Fußbodenheizung. Die unter uns halten vom Heizen anscheinend nichts, sind nie da oder vielleicht haben die ihre Klimaanlage auch auf kalt eingestellt. Man weiß es nicht. Von unten ist es nämlich immer arschkalt, wir haben also quasi eine Fußbodenkühlung anstatt -heizung. Gerade mit Kleinkind, das – und mit dem – man viel auf dem Boden spielt, natürlich ganz großes Kino.

Naja. Ich trage zuhause gerne Jogginghosen, äh, Yogapants, äh… Homewear. Nun sind die aber unten offen und für die richtig winterlichen dicken Kuschelhosen ist es noch zu warm. Um diesem wirklich dramatischen Problem entgegenzuwirken, entschloss ich mich, dass ich – genau wie die beiden Herren in diesem Haushalt – eine Jogginghose mit Bündchen an den Knöcheln brauche. Dringend.

Gestern nahm ich mir vor, das heute in der kindfreien Zeit kurz zu erledigen. Bei H&M hatte ich die Tage welche in der Herrenabteilung gesehen, aber da hatte ich keine Zeit, eine anzuprobieren. Mir war schon klar, dass ich hier größenmäßig keine andere Chance haben würde und gar nicht erst woanders hingehen brauche.

Als ich diesen Entschluss fasste, las ich etwa zeitgleich, dass heute bei H&M der große Verkauf von Balmain-Klamotten starten würde. Bei den Designer Editions ist es dann gerne mal rappelvoll. Mir war gar nicht klar, dass Balmain so bekannt ist. Aber ich hab ja auch keine Ahnung. ;)  OK, die Firma sagte mir was, aber ich kannte die von der Arbeit her.

Bei H&M war überraschend eher wenig los und ich wunderte mich schon, warum die draußen groß die Balmain-Werbung hängen hatten, wenn die doch gar nichts davon führen. Die Mitarbeiter trugen aber brav alle Shirts mit dem Logo.

Mir sollte es recht sein, ich wollte ja schließlich ’ne Jogginghose.

Tatsächlich gab es ganze drei Stück mit Bündchen am Knöchel in XL. L ging zwar auch, saß aber gut knapp. Ich hab nämlich relativ lange Beine und selbst in XL schoppten sich nicht hübsch hoch, sondern passte relativ genau.

Die erste fiel schon mal ‚raus. Der Bund war farblich jeweils abgesetzt und unten sah das aus, als hätte die Hose Hochwasser. Die zweite war „Slim fit“. Und saß auch eng anliegend. Nun bin ich ja eine Frau und war in der Männerabteilung unterwegs. ICH fand die Hose im Schritt überraschend eng. Und ich habe ja nun keine primären männlichen Geschlechtsorgane. Wo sollen die also planmäßig dahin…? Aber das nur als Frage am Rande. Auch wenn die mich nun schon seit heute Mittag beschäftigt.

Nummer drei saß ganz gut, war aber von der Beinlänge her genau passend. Trotzdem wollte ich diese mitnehmen. Besser knapp als gar keine, ’ne? Beim Rausgehen fand ich aber zufällig noch eine, die etwas länger war. Yeah!

Nun bin ich also in Besitz einer neuen kuscheligen Jogginghose. Für 199 RMB, also etwa dreißig Euro. Puh. Aber wenigstens kriecht mir die Kälte beim Sitzen nicht mehr in die Beine. Hurra!

Ich hatte noch ein paar andere Klamotten in der Umkleidekabine. Aber die Oberteile sind hier sehr komisch. XL ist die größte Größe hier, gibt’s aber selten. Manchmal geht auch L gut. Bei den sonstigen Konfektionsgrößen geht es aber nur bis 42 und die sind in 90 Prozent der Fälle immer so eng und aus so unflexiblem Material… Passt hinten und vorne nicht. Die Logik dahinter will nicht in meinen Kopf.

Als ich bezahlte, standen da noch vier top gestylte Chinesen. Hier gibt es öfter schon mal gut und auch schon mal sehr extravagant gekleidete Männer. H&M ist hier zwar hochpreisig und kostet hier etwa die Hälfte mehr als in Deutschland (obwohl viele Klamotten hier in China produziert werden!), aber die waren gar nicht die Zielgruppe. Dann sah ich, dass die tütenweise diese extra gestylten Balmain-Tüten ‚rausschleppten. Ah! Ich hatte mich schon gewundert.

Keine Ahnung, wo es das Zeug eigentlich gab, denn ich bin eigentlich ein Mal durch den ganzen Laden gelaufen, weil ich oben noch was in der Kinderabteilung gucken wollte. Tja. Vielleicht kann man sich hier aber Sachen in den Laden liefern lassen? Aber das geht doch erst seit Heute. Sehr mysteriös.

Da hatte ich also doch noch ein Balmain-Erlebnis.

Vorhin las ich, dass es in Deutschland mega lange Schlangen vor den entsprechenden Filialen gab und gerade aus Düsseldorf hab ich Bilder gesehen… Verrückt.

Da bin ich doch echt froh, hier zu sein. Wobei, vielleicht war es hier ja ebenfalls zur Öffnungszeit voll. Stellt euch mal vor, ich wäre doch schon morgens da hin und hätte gesagt „Ähm, ‚tschuldigung, kann ich vielleicht vor? Sie sehen ja, ich bin so ’ne Mutti und will nur ne gemütliche Jogginghose mit Bündchen…“ :D

Heute waren es übrigens noch mal 23 Grad und dabei aber nicht schön warm, sondern eklig schwül. Voll schön. Nicht. Fand mein Kreislauf auch. Aber einen Vorteil hatte es: Die Hose will ich vor dem ersten Tragen noch waschen und dann ist die ja für die nächsten kühleren Tage bereit.

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4 Gedanken zu “Anekdote #36: Herbst und H&M

  1. Ich kann beim Einkaufen nur immer wieder zu taobao raten. Die Sachen kosten in der Regel etwa 1/4 dessen, was sie im Laden kosten, mit Größentabellen findet man auch raus, welche Größe man braucht (ich habe von M bis XXXL schon alles mal dabei gehabt ^^) und sogar mein Haselchen, der nun mit 186 cm und 115 kg nicht so ganz den chinesischen Maßen entspricht, hat schon Klamotten gefunden, die ihm zu groß waren…

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    • Hihi, wieso? das sind doch die chinesischen Standardmaße…? ;) Ich weiß, aber ich krieg das da irgendwie nicht so hin. Ich hab mir jetzt ein paar Kleider nähen lassen, das hat immerhin gut geklappt.

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